Ein Foto von streikenden Pflegekräften.

Wenn’s nicht nur im Kochtopf brodelt

Beim Kessels­dor­fer Cater­er „Vielfalt­Menü“ brodelt es in diesen Tagen nicht nur in den Töpfen und Pfan­nen, son­dern auch in der Belegschaft. Denn die Löhne im Unternehmen sind weit weg davon, die Beschäftigten zufrieden zu stellen. Einige von ihnen bekom­men nur wenige Cent mehr als durch den Min­dest­lohn vorgeschrieben. Aber die Arbeit ist hart, sie begin­nt weit vor Son­nenauf­gang, damit z. B. in Schulen und Kitas mit­tags ein gutes Essen für die Kinder und Jugendlichen auf dem Tisch ste­ht. Eine sehr ver­ant­wor­tungsvolle Auf­gabe, die die Mitar­bei­t­erin­nen und Mitar­beit­er mit Stolz erfüllt. Aber am notwendi­gen Respekt ihnen gegenüber lassen es die Chefs man­geln. Auch nach lan­gen Ver­hand­lun­gen im Sep­tem­ber und Okto­ber waren sie nicht bere­it, ihrer Belegschaft auch nur halb­wegs ent­ge­gen­zukom­men. Was das ganz konkret bedeutet, haben mir die Streik­enden beim Streik­früh­stück erzählt: „Wir sind stolz auf unsere Arbeit und es ist harte Arbeit. 22.000 Essen machen wir am Tag, wir kochen 600 Liter Suppe und allein das Geschirr wiegt 30 kg. Und zugle­ich haben wir selb­st Fam­i­lie und zu Hause Mäuler zu stopfen. Das ist in den let­zten Monat­en immer schw­er­er gewor­den.


Für die Chefs sieht die Sache anders aus. Denn sie meinen, es rech­net sich nicht und die wirtschaftliche Leis­tungs­fähigkeit von „Vielfalt­Menü“ würde keine rel­e­vante Lohn­er­höhung ermöglichen. Dieses Argu­ment eröffnet eine ganze Rei­he von Fra­gen. Zum Beispiel die, ob die Unternehmensleitung Ange­bote abgegeben hat, die darauf set­zen, dass Men­schen bei ihnen zu niedrig­sten Löh­nen arbeit­en. Wer so kalkuliert, hat möglicher­weise die Zeichen der Zeit nicht erkan­nt. Aber die Fra­gen gehen natür­lich auch an die Poli­tik. Denn der Zwang, bei Auss­chrei­bun­gen „Bil­ligheimer“ zu bevorzu­gen, ist selb­st­gemacht. Da kann eine Richtlin­ie helfen, in der selb­stver­ständlich wenig­stens auch die Inter­essen der Beschäftigten eine Rolle spie­len. Bei meinem Besuch beim Streik­früh­stück habe ich ver­sprochen, dass ich als Spitzenkan­di­datin der säch­sis­chen LINKEN eben nicht nur sol­i­darisch an ihrer Seite ste­he. Son­dern natür­lich auch dafür kämpfe, dass ihre Rechte — also guter Lohn und gute Arbeit — endlich auch im Land­tag in Geset­zes­form gegessen wer­den.


– Susanne Schaper, am 8. Novem­ber 2023